29.04.2024 // Allgemeine News

CCUS – Ihre Expertise ist gefragt

von Barbara Guder

Im ersten Quartal 2024 hat die europäische Normenorganisation CEN das neue technische Komitee «CEN/TC 474 CO2-Abscheidung, -Transport, -Nutzung, -Speicherung und Kohlenstoffbilanzierung» gegründet. Unter breiter Beteiligung von CEN-Mitgliedern und europäischen Organisationen nahm das Komitee am 6. Februar 2024 in Brüssel seine Arbeit auf und legte seinen Aufgabenbereich und sein erstes Arbeitsprogramm fest.

CCUS steht für Carbon Capture, Utilization and Storage. Darunter wird eine Kombination verschiedener Technologien zur Verringerung von Kohlenstoffemissionen verstanden. In einem ersten Schritt wird Kohlendioxid (CO2) aus Industrieabgasen oder der Atmosphäre abgeschieden. Anschliessend können die abgeschiedenen Emissionen transportiert, weiterverarbeitet und in neuen Produkten eingesetzt werden, wie zum Beispiel: Brennstoffen, Bauprodukten, Getränken oder Chemikalien. Ebenso ist die langfristige Speicherung in geologischen Formationen möglich. Bevorzugte Ziele sind das Recycling und geschlossene CO2-Kreisläufe.

CCUS wird als wichtiger Baustein gesehen, um weltweit klimaneutral zu werden. Die Dekarbonisierung einiger industrieller Prozesse, Verkehrsträger oder Formen der Landwirtschaft ist schwierig und teuer. In der Zementindustrie und in der thermischen Abfallverwertung fallen zum Beispiel prozessbedingt weiterhin CO2-Emissionen an, auch wenn die fossilen durch erneuerbare Brennstoffe ersetzt werden. In solchen Industriebereichen kommt CCUS-Technologien eine wichtige Rolle zu, da mit ihrer Hilfe das verbleibende CO2 aus den Emissionen abgeschieden werden kann.

CEN/TC 474 – Europäische Normen für CCUS
Das neue technische Komitee CEN/TC 474 befasst sich mit der Standardisierung im Bereich der Abscheidung, des Transports, der Nutzung und der Speicherung von Kohlendioxid.

Arbeitsprogramm des CEN/TC 474:

  • Gesamte Lebenszyklus von CCUS-Projekten (z. B. Planung, Bau, Inbetriebnahme, Betrieb/Nutzung, Inspektion und Wartung, Stilllegung/Ende der Lebensdauer)
  • Disziplinspezifische (Arbeits-)Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltaspekte
  • Risikomanagement
  • Lebenszyklusbewertung
  • CO2-Zusammensetzung und -Messung
  • Quantifizierung und Verifizierung sowie Überwachung
  • Entwicklung eines harmonisierten Kohlenstoffbuchhaltungssystems, um eine eindeutige, zuverlässige und transparente Kommunikation, über den Handel mit CO2 zu ermöglichen – physisch (z. B. CO2 als Ware/Rohstoff) oder administrativ (z. B. Emissionsgutschriften, Rücknahmeverpflichtung).

«Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, die Normungsaktivitäten zu intensivieren», sagt Koen Kobes vom niederländischen Normungsinstitut (NEN), der das Sekretariat des CEN/TC 474 führen wird. «Wir glauben, dass ein eigenes CEN/TC ein effektives Instrument sein wird, um die europäische Koordination und Kooperation auf dem CCUS-Markt aufzubauen.»

EU – Neue Strategie für industrielles Kohlenstoffmanagement (ICM)
Am Tag der ersten Plenarsitzung des CEN/TC 474 hat die EU-Kommission ihre neue Strategie für ein industrielles Kohlenstoffmanagement (ICM) veröffentlicht. Damit soll ein europäischer Binnenmarkt für industrielles Kohlenstoffmanagement geschaffen und sichergestellt werden, dass die nach 2050 verbleibenden Treibhausgasemissionen durch CO2-Abscheidung kompensiert werden können. Zur Umsetzung der Strategie hat die EU-Kommission den Bedarf an Normen im Bereich CCUS festgestellt. Die Kommission beabsichtigt mit den europäischen Normungsgremien an Mindeststandards für CO2-Ströme zu arbeiten.

Die Strategie sieht drei verschiedene Phasen der Entwicklung des industriellen CO2-Managements in Europa vor:

  • Das strategische Ziel der EU für 2030 ist der Ausbau der CO2-Speicherkapazität auf mindestens 50 Mio. Tonnen pro Jahr zusammen mit der entsprechenden Transportinfrastruktur aus Rohrleitungen, Schiffen, Schienen- und Straßenverkehr;
  • bis 2040 sollten die meisten regionalen CO2-Wertschöpfungsketten wirtschaftlich tragfähig sein, um die Klimaziele der EU zu erreichen, und CO2 sollte im EU-Binnenmarkt zu einer zur Speicherung oder Nutzung bestimmten handelbaren Ware werden. Bis zu einem Drittel des abgeschiedenen CO2 soll genutzt werden;
  • nach 2040 sollte das industrielle CO2-Management ein integraler Bestandteil des Wirtschaftssystems der EU sein, und biogenes oder atmosphärisches CO2 sollte die Hauptquelle für kohlenstoffbasierte industrielle Prozesse oder Kraftstoffe für den Verkehr werden.

Ihr Mitwirken ist gefragt!
Möchten auch Sie an der Entwicklung von Normen im Bereich CCUS mitwirken? Dann engagieren Sie sich in unserem nationalen Normenkomitee INB/NK 162/EG 474 «CO2 capture, transportation, utilization, storage and carbon accounting» und bringen Sie Ihr Fachwissen mit ein. Als Komitee-Mitglied treffen Sie auf weitere nationale Branchenexpertinnen und -experten und beteiligen sich aktiv am Normungsprozess. Ausserdem haben Sie die Möglichkeit, internationale Kontakte zu knüpfen. Helfen Sie dabei, Fortschritt zu gestalten und relevante Lösungen voranzutreiben.

Ihre Ansprechpartnerin für weitere Informationen:
Barbara Guder, , Tel: +41 52 224 54 14

Ihre Ansprechpartnerin für eine SNV-Mitgliedschaft:
Birgit Kupferschmid, , Tel: +41 52 224 54 18

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