28.07.2020 // Neue Normen und Produkte

Kreislaufwirtschaft – Abheben oder Abtauchen?

Die nächsten Schritte in der Normung von Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy, CE) ist ein Wirtschaftsmodell, das den sorgsamen Umgang mit Ressourcen zum Ziel hat. Dabei optimiert das Modell insbesondere ökologische und soziale Aspekte, ohne dabei ökonomische Vorteile zu vernachlässigen.

Circular Economy ist nicht neu. Es gibt dazu renommierte Forschung, erfolgreiche Akteure und Projekte, und seit wenigen Jahren sind u. a. in Frankreich und England erste nationale Managementstandards im Einsatz. Circular Economy gewinnt weltweit stetig an Bedeutung und findet in immer mehr Regionen Eingang in politische Agenden und Programme. Treiber dazu sind ökologische und wirtschaftliche Notwendigkeiten und weitere Nachhaltigkeitsaspekte.

Die internationale Normenorganisation ISO hat das Thema «Circular Economy» im September 2018 mit der Gründung eines eigenen technischen Komitees (ISO/TC 323) aufgenommen. Ziel ist es, relevante und global anerkannte Normen zu erarbeiten, welche den Übergang von einer linearen hin zu einer zirkulären Wirtschaft unterstützen.
In der Zwischenzeit kann das technische Komitee auf ein Netzwerk von über 200 Expertinnen und Experten sowie auf internationale Organisationen zurückgreifen. Das durch ISO in die Wege geleitete Normen-Programm umfasst Normen zum Management von Circular Economy und beinhaltet ein konsistentes Set an Begriffen, Grundsätzen, Leitlinien, Leistungskriterien, Bewertungsmethoden sowie sonstigen Hilfestellungen.

Im Verlaufe des Jahres 2019 hat das ISO/TC 323 seine Projektorganisation etabliert und im Januar 2020 vier Normenprojekte vorgeschlagen, die von den ISO/TC 323 Mitgliedern angenommen wurden. Dabei handelt es sich um folgende Projekte:

  • Circular economy – Framework and principles for implementation
    ISO 59004
    Das Normenprojekt hat wegweisenden Charakter für alle weiteren drei Projekte hinsichtlich Begrifflichkeiten und Definitionen und grundlegender Konzepte zu Circular Economy.
  • Circular economy – Guidelines on business models and value chains
    ISO 59010
    Das Normenprojekt stellt Leitlinien zur CE-Implementierung mit Fokus auf Business-Modelle und Wertschöpfungskette ins Zentrum.
  • Circular economy – Measuring circularity framework
    ISO 59020
    Die inhaltliche Ausrichtung von ISO 59020 fokussiert auf die Messung und Bewertung von Zirkularität. Die Messung und Bewertung setzt relevante Zirkularitätsaspekte ins Zentrum und beabsichtigt eine umfassende Bewertung der Zirkularität (Total Value in Bezug auf eine zugrunde liegende Circular-Economy-Anwendung); Ergänzt werden die Inhalte von ISO 59020 mit Themen wie Messaspekte, Indikatoren, Datenqualität. Dazu sind Anhänge mit Anwendungsbeispielen angedacht.
  • Circular economy – Performance-based approach – Analysis of cases studies
    ISO TR 59031
    Das Normenprojekt bearbeitet den «Performance based Approach», d. h. die Kriterien für die Auswahl von Anwendungsfällen sollen den Gesamtwert einer Circular-Economy-Anwendung zum Ausdruck bringen (alle beteiligten Akteure). Nebst ökologischem Nutzen wird auch wirtschaftlicher und sozialer Nutzen beachtet.


Die ersten drei Normenprojekte sollen in 36 Monaten entwickelt werden und den Status einer internationalen Norm haben.
Die Case-Studies sollen als Technical Report veröffentlicht werden.
Keine der oben aufgeführten Normen ist als Management-System-Norm mit überprüfbaren Anforderungen geplant, wie dies beispielsweise eine ISO 14001:2015 ist.

Jahresmeeting mit Schweizer Beteiligung
Das zweite Meeting des technischen Komitees fand virtuell vom 15. bis 19. Juni 2020 statt. Teilgenommen haben 220 von ihren nationalen Normenorganisationen delegierte Expertinnen und Experten. Die Delegation der SNV umfasste fünf Personen des nationalen Spiegelkomitees INB/NK 174 «Umwelt & Nachhaltigkeit» .

Weitere Schritte
Die internationalen Tätigkeiten rund um die Normenerarbeitung werden im Juli/August 2020 starten. Innerhalb der nächsten sechs Monate werden bereits die ersten Entwürfe zu den Normenprojekten vorliegen. Diese werden anschliessend verschiedenen internationalen Stellungnahmen unterzogen, bis nach erfolgter Konsensbildung die Normenpublikation erfolgen kann.

Quelle: René Wasmer, Vorsitzender des nationalen Normenkomitees INB/NK 174 «Umwelt & Nachhaltigkeit»

Weiterführende Informationen finden Sie hier:

Im «Green Deal» der Europäischen Kommission spielt die Circular Economy eine wichtige Rolle. Der Circular Economy Action Plan soll ein nachhaltiges Wachstum unterstützen. Harmonisierte Normen sind ein bewährtes Mittel um Verordnungen und Richtlinien zu konkretisieren und den Anwendern Werkzeuge an die Hand zu geben, die bei der Umsetzung der Gesetzestexte helfen.
In folgenden Themenfeldern sind Normungsmandate für die Entwicklung neuer harmonisierter Normen bei CEN-CENELEC eingegangen, bereits in Bearbeitung oder absehbar:

  • Batterien
    Im März 2020 wandte sich die die Europäische Kommission an CEN-CENELEC mit dem Entwurf eines Normungsantrags (SReq) bezüglich der Leistungs- und Nachhaltigkeitsanforderungen für wiederaufladbare Batterien mit interner Speicherung. Der Normungsantrag zielt darauf ab, den neuen Rechtsrahmen für Batterien zu unterstützen. Dieser Rechtsrahmen soll grundlegende Anforderungen (z. B. Design für Wiederverwendung, Wiederverwendung und Recycling) für das Inverkehrbringen und die Inbetriebnahme von wiederaufladbaren Batterien festlegen.
  • Kunststoffprodukte
    Normen sollen die europäischen Richtlinie 2019/904/EU «Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt» unterstützen. Im überarbeiteten Normungsantrag der Europäischen Kommission, eingereicht bei CEN-CENELEC im März 2020, sollen Kunststoffkappen und -deckel von Einweg-Kunststoff-Getränkebehältern mit einem Fassungsvermögen bis zu drei Litern, die während der vorgesehenen Verwendungsphase an den Behältern befestigt bleiben, genormt werden. Die fertigen Normen sollen für die Erfüllung der Richtlinie notwendige detaillierte technische Spezifikationen und Testmethoden enthalten.
  • Textilien
    Im Rahmen der umfassenden EU-Strategie für den Textilsektor könnten Normungsmandate folgen. Zum Beispiel Normen für Circular Design, Methoden zur Bestimmung des Recyclinganteils, hochwertiges Textil-zu-Textil-Recycling und die Kennzeichnung von Haltbarkeit und Recyclingfähigkeit.
  • Plastikrecycling
    Die europäische Kommission erwähnt Normen in mehreren Fällen als Instrument zur Erreichung des Ziels von zehn Millionen Tonnen recyceltem Plastik in neuen Produkten bis 2025. Die Circular Plastics Alliance, eine Initiative im Rahmen der europäischen Strategie für Kunststoffe (2018), hält fest, dass Normen zur Bewertung der Qualität von sortiertem Kunststoffabfall entstehen sollen.

Ihre Ansprechpartnerin für weitere Informationen:
Lea Leibundgut, , Tel: +41 52 224 54 21

Ihr Mitwirken ist gefragt!
Möchten Sie bei der internationalen Entwicklung von Normen mitwirken? Durch die Teilnahme im nationalen Normenkomitee INB/NK 174 «Umwelt & Nachhaltigkeit» bleiben Sie stets auf dem Laufenden. Als Komitee-Mitglied treffen Sie andere nationale Branchenexpertinnen und -experten und können neue Normenentwürfe mit diesen diskutieren. Zudem haben Sie die Möglichkeit, internationale Kontakte zu knüpfen.

Weitere Vorteile einer SNV-Mitgliedschaft: Mehr erfahren!

Ihre Ansprechpartnerin für eine SNV-Mitgliedschaft:
Birgit Kupferschmid, , Tel: +41 52 224 54 18

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