22.07.2022 // Allgemeine News

Menstruationsprodukte sind in der Normung angekommen

von Lea Leibundgut

Das Tabu um Menstruation löst sich, zumindest findet das Thema in der internationalen Normung Gehör. Im Frühjahr 2022 wurde ein ISO-Normenkomitee gegründet, welches sich mit der Normung aller Menstruationsprodukte befasst.

ISO-Komitee nimmt sich Menstruationsprodukten an
Normen rund um Menstruationsprodukte sind rar, insbesondere international anerkannte Normen mit allgemeinen Anforderungen an Sicherheit, Leistung und Gesundheit. Die ISO will das ändern und hat im Jahr 2021 ihre Mitglieder abstimmen lassen, ob ein neues technisches Komitee gegründet werden soll, welches sich Menstruationsprodukten annimmt. Der Vorschlag wurde mit 26 Ja- und einer Nein-Stimme gutgeheissen und das Komitee 2022 gegründet. In der Zwischenzeit hat das Komitee seine erste Plenarsitzung abgehalten und ist dabei, seinen Arbeitsumfang (Scope) genauer zu beschreiben, einen strategischen Business-Plan zu verfassen und einen ersten Normenentwurf vorzubereiten.

Norm für alle Menstruationsprodukte
Die Norm soll allgemeine Sicherheits-, Leistungs- und Gesundheitsanforderungen aus der Sicht der Benutzerin adressieren. Weitere Aspekte, wie Umweltaspekte, Entsorgung und Herstellung sind auch im Fokus des Komitees. Der Scope soll alle Menstruationsprodukte, die zum Auffangen oder Absorbieren von Menstruationsblut während des Menstruationszyklus verwendet werden, behandeln. Dazu gehören Binden, Tampons, Menstruationstassen, Slipeinlagen sowie ähnliche Produkte.

Der Wortlaut ist entscheiden
Die klare Definition von Begriffen ist wichtig, denn wenn nicht allen klar ist, was genau gemeint ist, wird aneinander vorbei diskutiert. Daher enthalten viele Normen Terminologie-Abschnitte, welche die in der Norm verwendeten Begriffe klar umschreiben. Auch für die Arbeiten rund um Menstruationsprodukte hat das ISO-Normenkomitee eine Terminologie-Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Eine weitere Arbeitsgruppe wird einen ersten Normenentwurf erarbeiten und an der zweiten Plenarsitzung im November präsentieren.

Gesetzliche Regulierung in der Schweiz
Die Anwendung von Normen ist, sofern nicht explizit in Gesetzestexten vorgeschrieben, freiwillig.  Der Gesetzgeber hat die Möglichkeit, in Gesetzestexten auf Normen zu verweisen oder auch deren Einhaltung zu fordern.  In der Schweiz gelten Menstruationsprodukte als Hygieneartikel und fallen als solche unter das Bundesgesetz über Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände (Lebensmittelgesetz, LMG), die Verordnung über Lebensmittel- und Gebrauchsgegenstände (LGV), die Verordnung über Gegenstände für den Schleimhaut-, Haut- und Haarkontakt sowie über Kerzen, Streichhölzer, Feuerzeuge und Scherzartikel. Das BLV verweist, so weit wie möglich auf internationale harmonisierte Normen, welche den Anwenderinnen und Anwendern helfen, Anforderungen der Gesetze und Verordnungen zu konkretisieren. Somit könnte das BLV, sofern es dies für nötig erachtet, auch auf eine ISO-Norm mit Anforderungen an Menstruationsprodukte verweisen.

Ihre Meinung ist gefragt
Sind Sie von internationalen Normen rund um Menstruationsprodukte betroffen und wollen auf die Arbeiten des ISO-Normenkomitees Einfluss nehmen? Als Mitglied der Schweizerischen Normen-Vereinigung (SNV) können Sie bei ISO-Normen mitreden und sich aktiv an deren Erarbeitung beteiligen. Kontaktieren Sie uns für mehr Informationen rund um die Beeinflussungsmöglichkeiten von Normen.

Ihr Ansprechpartner für weitere Informationen:
, Tel: +41 52 224 54 54

Mehr Informationen rund um das Normenkomitee «Menstruationsprodukte»:
Artikel: Gibt es bald ISO-Normen für Menstruationsprodukte?

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