27.04.2020 // Neue Normen und Produkte

Welche Rolle spielen Normen beim Schutz vor dem Coronavirus?

Wie Firmen ihre Produktion umstellen und dank Normen Schutzausrüstung herstellen können

Das Coronavirus breitet sich weltweit immer weiter aus. Das öffentliche Leben wurde in fast allen Ländern in Europa nahezu komplett heruntergefahren. Die Angst vor der Pandemie hat viele Menschen ergriffen und sie dazu gebracht, nach Schutzmassnahmen zu suchen. Immer mehr Personen wollen sich mit Atemmasken und Mundschutz vor dem Virus schützen. Die Nachfrage ist seit dem Bekanntwerden der ersten Corona-Erkrankungen in Europa rasant gestiegen. In Apotheken und Drogeriemärkten waren die Masken schnell vergriffen. Doch helfen die einfachen Schutzmasken überhaupt?

Wie unterscheiden sich medizinische Gesichtsmasken und Atemschutzmasken?
In anderen Kulturen sind Mundschutzmasken ein ganz normaler Teil des Stadtbilds, um sich vor verschmutzter Luft, Bakterien und Co. zu schützen, insbesondere im asiatischen Raum. Aufgrund der Coronakrise gehen nun auch immer mehr Menschen in Europa mit einem Mundschutz vor die Tür. Schaut man sich die Mundschutzträger genauer an, bemerkt man, dass es eine Vielfalt an verschiedenen Masken gibt. Im Wesentlichen kann man diese Mundschutzmasken in zwei Gruppen einteilen – in medizinische Gesichtsmasken und Atemschutzmasken. Beide weisen grosse Unterschiede in ihrer Wirksamkeit auf. Zunächst muss sich die Frage gestellt werden, was das Ziel dieses Schutzes sein soll. Für den Schutz des Patienten, zum Beispiel bei Operationen, trägt das medizinische Personal eine medizinische Gesichtsmaske Typ II / Typ IIR, deren Mund-Nasen-Schutz (MNS) in der Regel ausreichend ist. Soll aber das Operationspersonal vor etwaigen Infektionen des Patienten geschützt werden, dann reichen diese medizinischen Gesichtsmasken nicht mehr aus.

Medizinische Gesichtsmasken (Chirurgische Masken, Hygienemasken, Mund-Nase-Schutz)

  • Werden hauptsächlich im Operationssaal, in der medizinischen Erstversorgung, in der Pflege und in der ambulanten Krankenhausversorgung verwendet
  • Sollten prinzipiell von Personen mit Krankheitssymptomen (Husten, Niesen) zum Schutz der Anderen getragen werden, sie verhindern, dass Speichel-/Schleimtröpfchen des Trägers in die Umgebung gelangen
  • Werden in Typen eingeteilt (Typ I und Typ II, Typ IIR bezeichnet eine flüssigkeitsresistente Schutzmaske)
  • Bieten keinen zuverlässigen Schutz gegen eine Infektion
  • Können wirkungsvoll das Berühren von Mund und Nase mit eventuell kontaminierten Händen verhindern
  • Müssen die Anforderungen der SN EN 14683 «Medizinische Gesichtsmasken – Anforderungen und Prüfverfahren» erfüllen


Atemschutzmasken (FFP-Halbmasken)

  • Werden in der Fachsprache als partikelfiltrierende Halbmaske bezeichnet und werden als Schutz gegen Aerosole aus festen oder flüssigen Partikeln eingesetzt, das bedeutet, dass auch luftgetragene Infektionserreger zurückgehalten werden
  • Dienen in erster Linie dem Schutz des Tragenden vor Infektionen (FFP2 und FFP3, die Bezeichnung FFP steht für die Filtereffizienz , sie sind auf den Masken erwähnt)
  • Die Partikelfilter fangen Staub, Dämpfe oder Mikroorganismen auf
  • Gewährleisten nur Schutz, wenn die Maske korrekt getragen wird, sie sind für Bartträger nicht geeignet, da undichte Stellen entstehen
  • Müssen die Anforderungen der SN EN 149 «Atemschutzgeräte – Filtrierende Halbmasken zum Schutz gegen Partikeln – Anforderungen, Prüfung, Kennzeichnung» erfüllen

In der Krise wollen viele Firmen ihre Produktion umstellen, um Schutzausrüstung oder medizinische Geräte herzustellen. Geht das so einfach?
Wegen der COVID-19-Pandemie wird nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mittlerweile weltweit die Schutzausrüstung knapp. Auch in Europa ist man sich dessen bewusst. Die Europäische Kommission arbeitet gemeinsam mit der Industrie und den Mitgliedstaaten daran, die Verfügbarkeit von Masken, Handschuhen, Schutzkleidung und anderer medizinischer Ausstattung maximal zu steigern. Die Bemühungen zielen darauf ab, die Produktion der Hersteller auszubauen, Importe zu erleichtern und alternative Herstellungsmethoden einzusetzen.

Nach einem dringenden Appell der Kommission haben das Europäische Komitee für Normung (CEN) und das Europäische Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC) in Abstimmung mit allen ihren Mitgliedern vereinbart, eine Reihe europäischer Normen für bestimmte Medizinprodukte und persönliche Schutzausrüstungen unverzüglich kostenfrei verfügbar zu machen. Dank dieser Massnahme können – sowohl in der EU als auch in Drittländern – Unternehmen, die solche Güter herstellen möchten, rasch mit der Produktion beginnen und die Produkte leichter im Binnenmarkt in Verkehr bringen, während gleichzeitig ein hohes Mass an Sicherheit gewahrt bleibt.

Der für den EU-Binnenmarkt zuständige Kommissar Thierry Breton erklärte dazu:

«Wir alle müssen rasch, solidarisch und couragiert handeln. Ich ermutige die Hersteller, die Produktion zu steigern und zu diversifizieren, und sich an positiven Beispielen wie Bekleidungs- und Schuhherstellern, die auf Masken und Kittel umstellen, zu orientieren. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um ihre Anstrengungen zu unterstützen. Erfreulicherweise kann ich ankündigen, dass das CEN und das CENELEC nach Gesprächen mit der Kommission zugestimmt haben, die Normen frei verfügbar zu machen, die solche Unternehmen für die Herstellung von Masken und anderer Schutzausrüstung benötigen.»

Wie kann durch den freien Zugang zu diesen Normen die Produktion weiter gesteigert werden?
Ein freier Zugang zu den auf nationaler Ebene übernommenen europäischen Normen (Schweiz: SN EN-Normen) hilft sowohl Unternehmen aus der EU als auch Unternehmen aus Drittländern, die ihre Produktionslinien umstellen, dabei, diese zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie dringend benötigten Güter rasch zu erzeugen. Durch die Nutzung der Normen können Unternehmen schneller Zugang zum Markt für solche grundlegende medizinische Ausrüstung und Schutzausrüstung erhalten und diese Produkte denjenigen zur Verfügung stellen, die sie am dringendsten benötigen.

Normalerweise müssen Normen im Einklang mit den Vorschriften über die Rechte des geistigen Eigentums erworben und verwendet werden, da die Organisationen, die diese entwickelt haben, die Urheberrechte besitzen. Wenn von diesem Geschäftsmodell abgewichen wird, so geschieht dies als eine entschlossene Reaktion Europas, um – getragen von sozialer Verantwortung und Solidarität – dem durch die Covid-19-Pandemie verursachten Mangel an Schutzausrüstungen zu begegnen.
Die am 20.3.2020 getroffene Vereinbarung gilt ab sofort. Die elf CEN-Normen sowie weitere ISO-Normen, die zur Verfügung gestellt werden, betreffen herkömmliche Filtermasken, medizinische Handschuhe und Schutzkleidung.

Quelle: Europäische Kommission

Die SNV und Normen für die medizinische Schutzausrüstung im Zusammenhang mit dem Coronavirus:
Die SNV ist Vollmitglied des Europäischen Komitees für Normung (CEN) und stellt in Absprache mit CEN und der Europäischen Kommission bis auf Weiteres die oben erwähnten Normen frei zur Verfügung.

Weiterführende Informationen finden Sie hier:

Ihr Ansprechpartner für weitere Informationen:
, Tel: +41 52 224 54 54

Ihr Mitwirken ist gefragt!
Möchten Sie bei der internationalen Entwicklung von Normen mitwirken? Durch die Teilnahme in den nationalen Normenkomitees INB/NK 120 «Persönliche Schutzausrüstungen» und INB /NK 2205 «Passive medizinische Geräte» bringen Sie Ihre Produkte und Dienstleistungen schneller auf den Markt dank Informationsvorsprung gegenüber Mitbewerbern. Als Komitee-Mitglied treffen Sie andere nationale Branchenexperten und können neue Normenentwürfe mit diesen diskutieren. Zudem haben Sie die Möglichkeit, internationale Kontakte zu knüpfen.

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Ihre Ansprechpartnerin für eine SNV-Mitgliedschaft:
Birgit Kupferschmid, , Tel: +41 52 224 54 18

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