SNV-Story #3: Careum Bildungszentrum

Die Chancen der Stunde nutzen – auch dank Normenwissen

Letztes Jahr war es so weit, angehende Medizinproduktetechnologinnen und -technologen aus dem Careum Bildungszentrum erhielten als erste Lernende das eidgenössische Fähigkeitszeugnis (EFZ) und wurden mit ausgiebigem Fachwissen in die Praxis entlassen. Wer sich für diese Ausbildung entscheidet, kommt unweigerlich mit Normen aller Art in Kontakt. Dass das Careum Bildungszentrum, dessen Grundsteine bis ins Jahr 1882 zurückgehen, hier an vorderster Front dabei ist, unterstreicht das visionäre und zukunftsweisende Denken und Handeln des Bildungszentrums.

Kastriot Markaj, ein motivierter pädagogischer Mitarbeiter des berufskundlichen Unterrichts im Careum Bildungszentrum (CBZ), hat uns über die Normen, den Unterricht und die Zukunftschancen dieses Berufes aufgeklärt. Das CBZ ist stark mit der Praxis vernetzt und macht gemäss ihrem Leitbild «Lernende und Studierende fit für den beruflichen Alltag». Dabei wird nicht nur gut fundierte Theorie vermittelt, sondern auch ein ausführlicher Praxisbezug gewährleistet.

Was ist Ihre Aufgabe im Careum Bildungszentrum?
Als pädagogischer Mitarbeiter, der Berufskunde unterrichtet, bin ich als Klassenlehrperson verantwortlich für eine Klasse mit 13 Lernenden und habe so die Möglichkeit, an diesem neuen Berufsbild aktiv mitzuarbeiten. Dabei bringe ich bewusst auch mein Wissen aus der Arbeit in der Notaufnahme des Kantonsspitals in Baden ein. Mein Anliegen ist es, die grösstmögliche Sicherheit für die Mitarbeitenden und die Patientinnen und Patienten durch klar genormte, sorgfältig ausgeführte Prozesse und den professionellen Umgang mit den Instrumenten zu gewähren. Es geht darum, die Gesundheit aller zu gewährleisten.

Die erste Klasse von Medizinproduktetechnologinnen und -technologen EFZ startete im Jahr 2018. Mit Medizinprodukten wird an Spitälern aber schon seit Jahrzenten gearbeitet. Wie ist der Bildungsgang entstanden und wieso gerade jetzt?
Die Tätigkeiten, die eine Medizinprodukttechnologin oder ein -technologe EFZ ausführen, sind nicht erst seit drei Jahren wichtig. Aufgabengebiete wie Reinigung, Verpackung, Sterilisation und Lagerung waren immer schon ein Thema. Die Mitarbeitenden konnten sich ihre Kompetenzen mit den Fachkundekursen I und II aneignen. Was fehlte war eine Ausbildung, die das gesamte Spektrum abbildet und die Kompetenz in einer Fachkraft bündelt. Die neu geschaffene Ausbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) widerspiegelt die steigende Bedeutung des Berufsbildes und wird dem hohen Anspruch in der Praxis gerecht. Die Lerninhalte und Lernziele wurden in enger Zusammenarbeit mit Verantwortlichen der Praxis, Schulen, überbetrieblichen Kursen (OdA G), OdA Santé und dem Berufsverband erarbeitet.

Wie gross ist das Interesse an der neuen Ausbildung?
Obwohl der Bildungsgang noch nicht breit bekannt ist, bekunden Schulabgängerinnen und Schulabgänger ein sehr grosses Interesse an dieser breitgefächerten Ausbildung. Spitäler haben nun die Chance, sich mit dieser Berufsausbildung eine zusätzliche Expertise, die AEMP (Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte), zu holen.

Wer kommt zu Ihnen in die Ausbildung, Berufseinsteiger oder langjähriges Fachpersonal?
Wir haben beides in unserer Klasse. Mehrheitlich junge Leute, die Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger sind. Für sie alle führt kein Weg an einem profunden technischen Grundwissen vorbei. Ergänzend haben wir Anwenderinnen und Anwender mit einer langjährigen Praxis in den Klassen, die einen wertvollen Praxisbezug einbringen. Dieser vielfältige Mix bringt spannende Diskussionen ins Klassenzimmer, von dem alle profitieren.

Welche Rolle spielen die Normen in Ihrem Lehrgang?
Normen, Regeln und Handlungsempfehlungen sind wichtige Grundlagen in der Ausbildung.
Während der gesamten Ausbildungszeit investieren wir viel Zeit ins Kennenlernen und Anwenden von Normen. Ein Beispiel sind die RDG – die Reinigungs- und Desinfektionsgeräte – die je nach Grösse entweder in der SN EN 13060 – Dampfsterilisationen mit Reinigungsgeräten, Desinfektionsgeräte Kleingeräte und in der SN EN 285 – Grossgeräte ausführlich dokumentiert werden. Werkstoffe, die mit Wasserdampf in Berührung kommen, müssen beständig sein und dürfen keinen Korrosionsschaden erleiden oder Qualitätseinbussen nach sich ziehen. Dazu kommen die Herstellerangaben und Anwendungsrichtlinien. Alles, was die Lernenden in die Hand nehmen, ist eigentlich genormt.

Wie verdeutlichen Sie den Lernenden die Wichtigkeit von Normen?
Die Lernenden müssen verstehen, dass Normen Erfahrungen und Erkenntnisse wiedergeben und periodisch aufdatiert werden. Also eine unerlässliche Basis, um den Schutz von Menschen und die Sorgfalt im Umgang mit sehr teuren Geräten und Instrumenten sicherzustellen. Wendet man Normen nicht oder gar falsch an, gefährdet man aktiv die Gesundheit aller Beteiligten. Deshalb ist es für alle zentral Normen und die Herstelleranweisungen sehr gut zu kennen und anzuwenden. Nur so halten wir die Qualität hoch.

Schrecken all die Normen die Lernenden nicht ab?
Im Gegenteil. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Normen sehr positiv aufgenommen werden. Sie sind nicht nur Worthülsen, die ins Kurzzeitgedächtnis gespeichert werden, sie vermitteln Sicherheit. Mit all dem Normenwissen im Rucksack diskutiert man in der Praxis später auf Augenhöhe mit dem Team. Im Unterricht sehe ich auch, dass Lernende mit ihrem erworbenen Wissen gewisse Normen kritisch beleuchten, Rückfragen stellen und Verbesserungen einbringen. Persönlich kann ich mir auch sehr gut vorstellen, diese Erfahrung in die Normungsarbeit einzubringen.

All die Normen müssen Buch um Buch füllen. Wie unterrichten Sie hier auf motivierende und effektive Weise?
Mit einem ausbalancierten Lernen zwischen Theorie und Praxis. Denn das vermittelte Normenwissen ist definitiv sehr umfangreich. Im Unterricht, den wir nach dem pädagogischen Verständnis des Kompetenzen-Ressourcen-Modells (KoRe) aufbauen, achten wir auf eine praxisnahe Vermittlung. Nur trockene Theorie hilft niemandem, man muss die Normen verstehen und im Alltag anwenden können. Nur, wenn sie sinnvoll verknüpft werden, verankern sie sich im Langzeitgedächtnis. In unserer Klasse haben wir relevantes Anschauungsmaterial immer zur Hand und führen auch Tests durch, wie sie auch in der Praxis durchgeführt werden. Ein kleines Beispiel ist der Bowie Dick Test, der die Leistung von medizinischen Dampfsterilisatoren prüft. Unsere Lernenden haben digital Zugriff auf das gesamte Normenwissen und können dieses später auch in ihrer Berufspraxis weiter verwenden.

Warum hat der Beruf MPT EFZ eine Zukunftsaussicht?
Der Beruf entwickelt sich mit den Instrumenten mit und er deckt den gesamten Kreislauf ab: von der Herstellung der Produkte, vom Einkauf mit Qualitätskontrolle, von der Verpackung bis zur Verteilung, von der Sterilisation bis zur Entsorgung oder Wiederaufbereitung. Dabei spielen nebst technischen Elementen auch ökonomische und ökologische Kriterien mit. Absolventinnen und Absolventen haben mit dem EFZ die einmalige Chance, sich dank ihres Spezialwissens und der Normenkenntnisse – ungeachtet ihres Alters – schnell beruflich weiterzuentwickeln. Das zeigt die Wertschätzung, die ihnen vom ersten Tag an entgegengebracht wird. Die Einstiegsmöglichkeiten nach der Ausbildung sind sehr vielfältig. Ob Hersteller, Spital, Institute oder Ausbildung – ihr Wissen ist überall sehr gefragt.

Jetzt unterrichten Sie täglich Normen. An welche Leitlinien halten Sie sich als Lehrperson?
Wir sind den Vorgaben des Bildungsplans und der Bildungsverordnung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) verpflichtet. Daneben orientieren wir uns am pädagogischen Leitbild des Careum Bildungszentrums , das regelmässig überprüft und laufend optimiert wird. Hervorheben kann ich beispielsweise die Vorgabe «M4 Vorbereitende Lernumgebung». Dort bin ich unter anderem verpflichtet, die benötigten Materialien und Medien sorgfältig vorzubereiten und auf ein abwechslungsreiches Lernen (z. B. in wechselnden Sozialformen) zu achten. Unsere modern ausgestatteten Schulzimmer und unser grosses Methodenrepertoire werden in der Vorgabe «M11 Methodisches Arrangement» beschrieben. Generell gilt: Für all unsere Lehrpläne gibt es präzise aufbereitete Drehbücher. Das «Was» des Unterrichts ist somit klar definiert, beim «Wie» habe ich als pädagogischer Mitarbeiter grosse Gestaltungsfreiheiten. Das macht meine Arbeit so spannend und vielfältig.

Was ist im Careum Bildungszentrum einzigartig für Sie?
Es ist die offene, ehrliche und respektvolle Art, wie wir miteinander umgehen. Die permanente Unterstützung in der persönlichen Weiterentwicklung der Lernenden, Studierenden und Mitarbeitenden. Zur Entfaltung und Entwicklung der beruflichen Handlungskompetenzen und Talente schaffen wir ein Umfeld mit Chancen und Freiräumen. Das Careum Bildungszentrum ist ehrlich interessiert, sich konstant zu verbessern und setzt Feedback der Mitarbeitenden und Lernenden und Studierenden nachvollziehbar um. Ich erlebe das Careum Bildungszentrum als sehr innovativ. Erst kürzlich haben wir ein neues LMS (Learning Management System) eingeführt, mit dem wir für die Unterrichtsgestaltung sowie die Kommunikation digital aufgestellt sind.

Gibt es abschliessend noch etwas, was Sie zur Normungsarbeit in der Schweiz anmerken möchten?
Obwohl so vieles im Alltag genormt ist, wissen noch viel zu wenige Menschen in der Schweiz über die wertvolle Normungsarbeit Bescheid. Ihre Storys sind dazu ein gelungener Beitrag.

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