SNV-Story #11: Balthasar

Kerzen begleiten einen durchs ganze Leben

Die Firma Balthasar ist der grösste Schweizer Kerzenhersteller und -händler. Begonnen hat 1939 alles mit Kosmetikprodukten, namentlich mit Eau de Cologne und Haarwasser. Der Gründer, Theo Balthasar, zapfte damals sogar selbst Birkenwasser für das bekannte Birkenhaarwasser. Die Nachfrage nach weiteren Produkten wie Lippenstifte, Nagellacke, Puder, Cremes, Badezusätze und Shampoos stieg und so wurde die Palette erweitert. Doch zurück zu den Kerzen – Balthasar ist langjähriges Mitglied bei der Schweizerischen Normen-Vereinigung (SNV). Die Normungsarbeit trägt unter anderem dazu bei, dass die Sicherheitsanforderungen von Kerzen gewährleistet sind.

Überall erhältlich, wenig bekannt
Nach dem Krieg klopfte Gottlieb Duttweiler, der Migros Gründer, höchstpersönlich bei Balthasar an und bat sie, Kerzen für ihn zu produzieren. Seine einfache Erfolgsformel war – in Kosmetika hat es Paraffin, in Kerzen hat es Paraffin – so schwierig kann die Herstellung folglich nicht sein. Obwohl Balthasar mit diesem Inhaltsstoff vertraut war, fehlte jegliches Kerzen-Know-how. Doch das Angebot klang zu verlockend, um es auszuschlagen. Der Deal wurde besiegelt und Duttweiler gewährte der Firma ein paar Monate Zeit, um in der gewünschten Qualität zu liefern. Dabei spielte Balthasar in die Hände, dass eine Kerzenfabrik in der Innerschweiz zu dieser Zeit Konkurs anmeldete. So konnte die Infrastruktur und ein Betriebsleiter mit Fachwissen schnell übernommen werden. Die Kerzenproduktion lief erfolgreich an und bis heute ist Balthasar der grösste Schweizer Kerzenhersteller und -händler. Beliefert werden alle grossen Detailhändler, entweder mit Privat Label oder mit eigenen Produkten. Wie erkennt die Konsumentin oder der Konsument, ob hinter einem Private Label eine Balthasar Kerze steckt? Ganz einfach. «Swiss Made und RAL-Label auf einer Verpackung – diese Qualität bekommt man nur bei Balthasar», klärt Alain Balthasar auf.

Nebenprodukt mit Wohlfühlfaktor
Bei der Erdölgewinnung entsteht als Nebenprodukt der Paraffingatsch. Entölt man diesen weiter, gewinnt man zuerst das Rohparaffin und durch nochmaliges Raffinieren dann Paraffin und Paraffinöle, die beispielsweise in hochwertigen Schmiermitteln oder auch in der Vaseline stecken. Paraffin ist ein optimaler Rohstoff zur Kerzenproduktion. Es ist brennbar, geruch- und geschmacklos, ungiftig, wasserabstossend und vieles mehr. Aktuell herrscht auf dem Markt Mangel an Paraffin und die Preise sind dementsprechend in die Höhe geschossen. Werden keine Treibstoffe und wie jetzt vor allem weniger Kerosin für die Flugzeugindustrie gewonnen, entstehen auch keine Nebenprodukte. Alternativen sind Palmöl, Soja, Raps oder Nahrungsabfälle. Jeder Grundstoff hat seine spezifischen Vor- und Nachteile. «Mit Balthasar Green haben wir eine Produktlinie entwickelt, die 100 Prozent natürliches Stearin verwendet, das hauptsächlich aus natürlich nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird. Alle Kerzen der Balthasar Green Linie sind mit dem hochbegehrten «Nordic Ecolabel» ausgezeichnet. Es garantiert die Einhaltung strenger Kriterien bezüglich der Rohstoffe, Qualität und ökologischen Richtlinien. Und da die Kerzen mit erneuerbarer Energie hergestellt werden, ziert zusätzlich das «Green Energy» Label unser Produkt», berichtet Alain Balthasar stolz.

Feuer und Flamme für Qualität
Balthasar produziert heutzutage noch 25 Prozent der verkauften Kerzen in der Schweiz, im luzernischen Hochdorf. Das rechnet sich hauptsächlich durch eine starke Automatisierung und bringt Flexibilität. Dank dieser kann Balthasar sehr schnell auf Trendfarben oder individuelle Wünsche des Handels eingehen. Pro Jahr verlassen ca. 20 Mio. Kerzen die heimische Produktionsstätte. Das sind mehr als fünf Kerzen für jeden Schweizer Privathaushalt. Ein Partnerbetrieb in Tschechien, der beinahe ausschliesslich für Balthasar produziert, liefert weitere beachtliche Stückzahlen dazu. Die selbst produzierten und eingekauften Kerzen werden im hauseigenen Labor streng auf die Einhaltung der Qualitätsnormen kontrolliert. Spannend ist dabei, dass eine Kerze immer ein Zusammenspiel zwischen dem Brennstoff und dem Docht ist. Ein Docht ist mehr als nur ein Faden. Er ist aus Baumwolle, asymmetrisch geflochten, muss sich während des Brennprozesses optimal krümmen und wird in der Herstellung mit verschiedenen Salzen behandelt. Seine Aufgabe ist es eigentlich nicht zu brennen, sondern nur den Transport des Paraffins zu regeln. Die Herstellungsrezeptur ist so geheim wie bei Coca-Cola, nur zwei bis drei Leute kennen jeweils das Firmengeheimnis.

Paraffin wird in Tanks gelagert und auf Temperatur gehalten.

Impressionen:

Paraffin wird in Tanks gelagert und auf Temperatur gehalten.

Aus dem Paraffin wird Granulat hergestellt, das später in die gewünschte Form gepresst und eingefärbt werden kann.

Impressionen:

Aus dem Paraffin wird Granulat hergestellt, das später in die gewünschte Form gepresst und eingefärbt werden kann.

Jeder Dochtproduzent hat seine geheimen Rezepturen. Balthasar arbeitet mit mehreren deutschen Herstellern zusammen.

Impressionen:

Jeder Dochtproduzent hat seine geheimen Rezepturen. Balthasar arbeitet mit mehreren deutschen Herstellern zusammen.

Das RAL-Logo und die Piktogramme
Da in der Schweiz die Kerzenhersteller im Gegensatz zu Europa nicht in einem Verband organisiert sind, ist das SNV-Mitglied Balthasar direkt in die Arbeit der technischen Komitees eingebunden. Das verwendete RAL-Gütesiegel ist ursprünglich in Deutschland entstanden. Für die Entwicklung der Europäischen Normen konnte mit den RAL-Vorschriften eine hervorragende Basis herangezogen werden. Je nach Aufgabengebiet wirken die verschiedenen Länder verstärkt mit. Im Bereich der Duftkerzen sind das vor allem Frankreich und Italien, in anderen Gebieten sind die skandinavischen Länder und Deutschland prominent vertreten. Normen sind für drei Hauptbereiche festgelegt: Wie eine Kerze auszusehen hat, wie sie gekennzeichnet sein muss und wie das Russverhalten beim Abbrennen ist. «Man darf nicht vergessen, dass man mit einer Kerze eine offene Flamme verkauft», erklärt Dominik Durka und unterstreicht damit die Wichtigkeit von Normen. Haben Sie die Verpackungshinweise einer Kerze schon mal genauer studiert? Zahlreiche Piktogramme kommunizieren die Gebrauchsinformationen sowie Gefahrenhinweise einfach und schnell: Kerze nie unbeaufsichtigt brennen lassen, Mindestabstand zwischen zwei Kerzen, auf welche Höhe der Docht gekürzt werden soll, welche Art Kerzenständer die Kerze benötigt und so weiter. Innerhalb des Komitees gibt es eine eigene Gruppe, die sich ausschliesslich mit den Piktogrammen beschäftigt. Dass die Normen nicht starr sind und immer wieder an die Praxis angepasst werden, zeigt das Beispiel der Teelichte. Findige Produzenten versuchten vor einiger Zeit mit diversen Tricks die Produktionskosten zu drücken, um so die Marge zu erhöhen. Dies hat dazu geführt, dass das Teelicht nur noch mickriges Licht gespendet hat und Konsumenten aufbegehrt haben. Von der Normenseite wurde eingegriffen und heutzutage ist die Flammenhöhe auf mindestens 14 mm genormt. Teelichte gibt es in drei Qualitätsstufen. Die höchste Stufe erzeugt zusätzlich eine Wärmebildung, die sogar den Käse im kleinen Racletteofen schmelzen lässt oder im Restaurant Speisen am Tisch warmhält. «Wir überprüfen aus jeder Produktionsserie oder eingekauften Menge drei Kerzen auf Herz und Nieren. Das gibt uns die Sicherheit, dass wir höchste Qualität ins Ladenregal bringen. Zusätzlich werden wir jedes Jahr von einem unabhängigen RAL-Kontrolleur der DEKRA aus Stuttgart besucht und überprüft. Nur bei erfolgreicher Prüfung erhalten wir das RAL-Gütesiegel für ein weiteres Jahr», kommentiert Dominik Durka.

Verpackungsstation zum Schutz der Kerzen.

Impressionen:

Verpackungsstation zum Schutz der Kerzen.

Russtest im hauseigenen Kompetenzcenter.

Impressionen:

Russtest im hauseigenen Kompetenzcenter.

Zahlreiche Piktogramme zeigen die wichtigsten Warn- und Nutzungshinweise auf.

Impressionen:

Zahlreiche Piktogramme zeigen die wichtigsten Warn- und Nutzungshinweise auf.

Ein Land von Kerzenfans
In der Schweiz hat die Kerze kulturell gesehen einen wichtigen Stellenwert. «Kerzen begleiten einen von der Geburt bis zum Tod», führt Alain Balthasar aus und weiter «früher waren Kerzen eine Notwendigkeit und es gab noch kein spezifisches Wort dazu, man hat sie einfach mit Licht bezeichnet.» Die heute bekannte Paraffinkerze wird seit 1850 produziert. Die Schweiz rangiert regelmässig unter den Top 5 in Europa bezüglich des Kerzenverbrauchs. Kulturelle Unterschiede im Kerzengebrauch geben auch im Normenkomitee immer wieder Anlass für Diskussionen wie an der Nachrauchzeit zu sehen ist. Deutschland findet eine Zeit von 5-10 Sekunden ausreichend, Frankreich, wo sehr viele Duftkerzen verwendet werden, findet jedoch 20 Sekunden angemessen. Wie in allen Normenkomitees ist auch in diesem Fall Verhandlungsgeschick und Pragmatismus notwendig, um einen für alle akzeptablen Konsens zu finden. Heute gibt es in der Schweiz noch ungefähr zehn Kerzenhersteller und wenig erstaunlich sind diese grösstenteils in Kantonen ansässig, die einen stark religiösen Hintergrund haben. In alltäglichen, religiösen und festlichen Momenten wie Taufen, Geburtstage, Weihnachten, Partys, Hochzeiten und auch auf Gräbern sind Kerzen nicht wegzudenken. «Wir stellen ein emotionales Produkt her, das unserer Kundschaft in den vielfältigsten Lebenssituation nicht nur nützlich ist, sondern auch zahlreiche private Momente bereichert oder eine heimelige Atmosphäre schafft», schwärmt Alain Balthasar.

Klassisch in Weiss und Rot
Am 1. Advent ist der Kerzenbedarf in der Schweiz unangefochten am grössten – viele Haushalte brauchen dann vier passende Kerzen. Welche Kerzenfarbe haben Sie gewählt? «Trend hin oder her, die Klassiker Weiss und Rot sind bei Frau und Herr Schweizer nicht wegzudenken. Als Trendfarbe sehen wir Altrosa». Wie auch immer Sie dieses Jahr Ihr Zuhause schmücken, bei Balthasar stehen dutzende Farben zur Auswahl und die Lager sind gefüllt. Weihnachten kann kommen.

Die Lager sind gefüllt, so dass die Nachfrage zu Weihnachten gedeckt werden kann.

Impressionen:

Die Lager sind gefüllt, so dass die Nachfrage zu Weihnachten gedeckt werden kann.

Kerzenreste werden wieder eingeschmolzen oder zu Anzündhilfen weiterverarbeitet.

Impressionen:

Kerzenreste werden wieder eingeschmolzen oder zu Anzündhilfen weiterverarbeitet.

Im Flagshipstore in Hochdorf, werden nebst den eigens produzierten Kerzen auch Wohnbedarf rund um die Kerzen angeboten.

Impressionen:

Im Flagshipstore in Hochdorf, werden nebst den eigens produzierten Kerzen auch Wohnbedarf rund um die Kerzen angeboten.

Profitipps zur Adventszeit

Die zwei absolut wichtigsten Profitipps für ein schönes Abbrennen der Kerze sind

  • Keine Zugluft
  • Brandteller sauber halten (d. h. alte Zündholzreste, Tannennadeln oder Insekten immer entfernen)
Balthasar

Die 1939 gegründete Firma Balthasar beschäftigt rund 80 Mitarbeitende und stellt Produkte für die Bereiche Leben und Wohnen her. Die Kernkompetenz ist die Herstellung von qualitativ hochwertigen Kerzen, wovon jährlich rund 2'500 Tonnen die Produktionsstätte in Hochdorf verlassen und im Schweizer Detailhandel verkauft werden. Das Seetaler Traditionsunternehmen ist der Schweizer Branchenleader und wird bereits in dritter Familiengeneration geführt. Seit Herbst 2020 vertreibt Balthasar seine Produkte auch online (balthasar.ch ) sowie über den 500 m2 grossen Balthasar Store in Hochdorf.

Alain Balthasar, GL und VR Mitglied – Geschäftsführer Balthasar + Co. AG

Er studierte Wirtschaft an der Universität Fribourg und arbeitete später als Regionalverkaufsleiter bei ALDI Suisse. Heute ist er Vater von Zwillingen und führt die Balthasar + Co. AG als CEO in dritter Generation. Das Traditionsunternehmen fördert moderne Arbeitsideen – so hält er sich den Freitagnachmittag konsequent für seine Familie mit den Zwillingen frei. Sein Motto ist «Stillstand ist Rückschritt».

GL und VR Mitglied – Geschäftsführer Balthasar + Co. AG

Alain Balthasar

GL und VR Mitglied – Geschäftsführer Balthasar + Co. AG

Dominik Durka, Quality Manager, Kompetenzcenter für Kerzen

Er ist Qualitätsverantwortlicher bei Balthasar. Der studierte Chemiker, der vor über zehn Jahren von der SR Technics zu Balthasar gewechselt hat, fasziniert die vielfältige Arbeit rund um die Kerzen und strebt mit seinem Team im Kompetenzcenter die höchste Qualität an.

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