SNV-Story #4: Blockchain – Multitalent für effizientere Energiemärkte auf dem Weg zur Dekarbonisierung?

Einblick in die Arbeit des Experten Alexandre Juncker, Lead Distributed-Ledger-Technologien (DLT) bei Alpiq

Die Schweizerische Normen-Vereinigung (SNV) unterstützt die Entwicklung einer neuen internationalen Norm für Distributed-Ledger-Technologien (DLT) im Energiemarkt. Es handelt sich um die erste Blockchain-Initiative für die Stromerzeugung und den Stromhandel. Die Schweiz steht bei dieser Entwicklung an vorderster Front, und eine der treibenden Kräfte ist SNV-Experte Alexandre Juncker, der uns hier eine kurze Einführung in Blockchain gibt.

Bildbeschrieb: Alexandre Juncker ist seit vier Jahren DLT-Experte.

Die grosse Verschiebung, ausgelöst durch die dezentralisierte Energieproduktion
Das Aufkommen erneuerbarer Energiequellen prägt die Zukunft des Energiemarkts. Es ist wenig vorstellbar, dass die Energieerzeugung künftig nur auf Sonnen-, Wind- und Wasserkraft beruhen wird. Bis deren Speicherung kostengünstig wird, müssen geeignete dekarbonisierte Alternativen wie die Kernkraft als Teil des Stromnetzes die Grundlast in der Nacht und wenn kein Wind weht, liefern.
Dennoch hat die Dezentralisierung der Energieproduktion bereits begonnen und bewirkt den weiteren Umbau des Netzes. Sie wird Auswirkungen auf die Marktteilnehmer haben, die an der Stromerzeugung beteiligt sind; so wird es beispielsweise mehr kleine Anlagen geben als bisher. In der Folge entsteht ein neues Segment von Geschäftsmodellen für die Energieproduktion, weil einzelne Solarpanel-Installationen zusammengelegt und als virtuelle Kraftwerke verwaltet werden können. Auch das Geschäftsmodell des Übertragungsnetzes wird wahrscheinlich stark betroffen sein, da die Zuverlässigkeit des Netzes gewährleistet sein muss, wenn Energie lokal produziert und verbraucht wird.

Blockchain auf den Punkt gebracht
Distributed-Ledger-Technologien (DLT), wie z. B. Blockchain, organisieren eine Anzahl von Peer-to-Peer-Netzwerkteilnehmern, so dass diese sich über Ereignisse, die innerhalb des Netzwerks stattfinden, verständigen können. DLT werden mit einer Software implementiert, die diese Peers verbindet und einen Konsens-Algorithmus mit anderen Knotenpunkten ausführt. Die Interaktionen und Validierungen beruhen auf kryptographischen Beweisen.
Daher sind die Transaktionen und Informationen, die in der Blockchain registriert werden, sicher, nicht manipulierbar und unveränderlich. Zwei Parteien, die sich weder kennen noch einander vertrauen, können miteinander handeln, ohne dass eine dritte Partei erforderlich ist.

Bahnbrechende Wertschöpfungskette im Energiemarkt
DLT schaffen eine gesamte Umgebung für die Ausführung von Transaktionen und die Verarbeitung von Informationen. Sie sind in der Lage, Softwareprogramme auszuführen, die als Schnittstelle zu den Geschäftsteilnehmern dienen und die gesamte Wertschöpfungskette der Stromerzeugung und des Stromhandels unterstützen können. Ohne die Notwendigkeit einer dritten Partei können auch Abrechnungen zwischen den Marktteilnehmern automatisiert werden, eine Kernfunktion von DLT, die eine Vereinfachung der Administration verspricht.

DLT können als eine blosse Kopie der bestehenden Prozesse auf einer dezentralen Plattform verstanden werden. Man könnte sogar sagen, dass letztlich nur ein Abrechnungssystem geschaffen wird.

Hohes Mass an Transparenz und Rückverfolgbarkeit
Über die Steigerung der Unternehmenseffizienz hinaus werden Blockchain-Systeme die Energieindustrie weiter verändern. Ihre Transparenz und Rückverfolgbarkeit versprechen eine deutliche Verbesserung des Sektors. Insbesondere wird Energie während ihres gesamten Lebenszyklus rückverfolgbar sein. Technisch gesehen, bedeutet dies, dass das Hauptbuch aufzeichnet, welche Anlage zu einem bestimmten Zeitpunkt wie viel elektrische Energie produziert und wer sie vom Netz bezogen hat. Sobald es möglich ist, dass jeder Teilnehmer systematisch sagen kann, wer wofür bezahlt, werden die Zahlungen der Verbraucher auf direkterem Weg an diejenigen Produzenten fliessen, die von der Bevölkerung bevorzugt werden. Diese Markteffizienz ist wünschenswert, und sie ist der Weg, wie Blockchain zur Transformation des Energiesektors beitragen wird.

Der Spieler im Hintergrund und nicht der Stürmer
Wie wird Blockchain den Alltag der KMU in Zukunft verändern? Man darf davon ausgehen, dass die Veränderungen so gering wie möglich bleiben werden. Typischerweise sollte ein Händler immer darauf bedacht sein, den richtigen Preis und Zeitpunkt für den Kauf oder Verkauf von Strom zu wählen, unabhängig von der Art der Infrastruktur, die zur Dokumentation und Abwicklung des Handels dient. Natürlich werden sich einige Abteilungen von Unternehmen, die mit der neuen Plattform arbeiten, verändern oder sogar ganz wegfallen.

Bei der Einführung von DLT geht es grundsätzlich darum, die Geschäftsprozesse auf die neue Infrastruktur umzustellen. Auf dem Weg dahin sollten wir die Gelegenheit nutzen, wo immer möglich zu rationalisieren und die Rückverfolgbarkeit miteinzubeziehen, mehr nicht. Die Blockchain sollte eher ein Rückgrat sein, das tief in den Informationssystemen liegt, von dem die Anwender kaum etwas sehen.

Bildbeschrieb: Die SNV dient als Governance-Plattform, die alle Marktteilnehmer in der Energiewirtschaft an einen Tisch bringt.

Blockchain fördert die kohlenstofffreie Stromversorgung
Unabhängig davon, wie ein Konsens über die Blockchain erzielt wird, soll sie zur Unterstützung der Unternehmen und ihrer Schnittstellen eingesetzt werden, um die Märkte effizienter zu machen und dadurch die kohlenstofffreie Stromerzeugung zu begünstigen oder zumindest die Instrumente dafür bereitzustellen. Und es versteht sich von selbst, dass ein energieintensiver Proof of Work wie bei Bitcoin als Konsensmechanismus nicht in Frage kommt – die Blockchain der Industrie muss auf energiesparende Alternativen setzen.

Alle an einen Tisch holen und das gemeinsame Vorgehen festlegen
Eine DLT-Plattform ist ein Protokoll mit universellem Anspruch. Alle Akteure, die versuchen, ihre Lösung voranzutreiben, haben den Ehrgeiz, alle Marktteilnehmer mit an Bord zu nehmen. Mit Unterstützung der Schweizerischen Normen-Vereinigung (SNV) als Governance-Plattform sollen alle Marktteilnehmer in der Energiewirtschaft an einen Tisch gebracht werden, um eine gemeinsame Infrastruktur und ein gemeinsames System zu definieren, das von allen akzeptiert werden kann.

Wenn wir kein gemeinsames System schaffen, enden wir mit einer Vielzahl von Protokollen, die nur auf einem engen Segment der Wertschöpfungskette laufen, nicht aber für die Unterstützung der übrigen Anwendungsfälle ausgelegt sind und kaum mit den benachbarten Segmenten sprechen können. In diesem Fall wäre es uns nicht gelungen, das vielversprechende Potenzial der Blockchain wirklich zu nutzen.

Blockchain kinderleicht erklärt

Das folgende Video «Blockchain for Kids» der Firma Lisk nutzt Storytelling und Kreativität, so dass sogar Kinder die Vorteile der Blockchain verstehen können. Erfahren Sie anhand einer kleinen Geschichte über einen Jungen namens Jacob, wie Blockchain in seiner einfachsten Form funktioniert.

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