28.02.2018 // General news

Ressource Wasser

Bewirtschaftung einer wertvollen Ressource

Weshalb müssen wir die weltweiten Wasserressourcen bewirtschaften? Nach Umweltwissenschaftlerin Dr. Debbie Chapman hängen unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden davon ab - und die Auswirkungen sind gewaltig. Dr. Chapman erklärt, weshalb es so wichtig ist, die Wasserressourcen auf globaler Ebene zu bewirtschaften.

Wasser gehört zu den Grundbedürfnissen unseres Lebens. Wir hören immer davon, wie viel Wasser wir täglich trinken sollen; hingegen hören wir nicht viel über die Menge Wasser, die wir verschwenden, über Wasserknappheit oder darüber, wie wir unseren Wasserverbrauch einschränken können.

Eine alarmierende Zahl: Nur 1 % des weltweiten Süsswassers ist einfach zugänglich. Noch schlimmer: Diese Menge ist nicht gleichmässig auf der Welt verteilt und ist anfällig für Verschmutzung durch menschliche Tätigkeiten. Noch beunruhigender ist die Tatsache, dass das tief verankerte Konzept von Süsswasser als erneuerbarer Ressource nun durch die fortschreitende Verschlechterung der Wasserqualität gefährdet wird. Diese führt zur Beeinträchtigung von aquatischen Ökosystemen, von denen unsere Gesundheit, unsere Lebensgrundlage und unsere Entwicklung abhängen.
    
Die Knappheit an Süsswasser und die Verschlechterung seiner Qualität gehören zu den dringendsten ökologischen Herausforderungen dieses Jahrhunderts. UN-Wasser, ein behördenübergreifender Koordinations-Mechanismus der Vereinten Nationen für alle Süsswasser- und Sanierungsfragen, geht davon aus, dass auf der Welt bis 2030 eine Wasserknappheit von 40 % herrschen wird, wenn wir die Wasserbewirtschaftung nicht erheblich verbessern. UN-Umwelt und sein globales Umweltüberwachungssystem für Wasser (GEMS/Water) spielen mit ihren Partnern und ihrem Arbeitsprogramm bei der Unterstützung von Entwicklungsländern bei der Erfüllung des Sustainable Development Goal/SDG 6 der UNO, «Sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen», eine wichtige Rolle. Das oberste Ziel von GEMS/Water ist es, die Überwachung zu fördern und sicherzustellen, dass die Daten zur Wasserqualität im Rahmen von nationalen, regionalen und globalen Bewertungen kompatibel und vergleichbar sind.

Die Redaktion von ISO hatte vor kurzem die Gelegenheit, mit der Umweltwissenschafterin Dr. Debbie Chapman zu sprechen, welche seit mehr als 30 Jahren mit GEMS/Water zusammenarbeitet und weltweit für ihre Rolle in der Förderung der Überwachung und Beurteilung der Wasserqualität bekannt ist. Chapman führt das Zentrum für Kapazitätsentwicklung von GEMS/Water am University College Cork (UCC) in Irland, welches sie gegründet hat. Das Zentrum bietet fachkundige Beratung und Ausbildung im Hinblick auf die weltweite Überwachung und Beurteilung der Wasserqualität an.

In diesem Gespräch mit der ISO beschreibt Dr. Chapman die grössten weltweiten Wasserprobleme, mit denen sich die Welt heute auseinandersetzen muss, und erklärt, auf welche Weise die ISO-Normen in der Praxis dazu beitragen können, dass eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen sichergestellt wird.

ISO: Welches sind Ihrer Meinung nach die grössten globalen Wasserprobleme?
Dr. Debbie Chapman: Als Umweltwissenschaftlerin bin ich daran interessiert, sicherzustellen, dass die aquatische Umwelt heute und in Zukunft die Leistungen erbringen kann, von denen die Menschen abhängen, und gleichzeitig weiterhin für den Erhalt des aquatischen Ökosystems als solches zu sorgen. Zu diesen Leistungen gehören Trinkwasser, Abwasser-Assimilation, Fischerei, Wasser und Nährstoffe für die Landwirtschaft und Freizeit. Die Tatsache, dass viele dieser Leistungen eines gesunden aquatischen Ökosystems bedürfen, wird oft nicht berücksichtigt.
        
Alle lebenden Organismen, auch wir Menschen, brauchen Wasser als Grundbaustein für unsere Zellen und unser Gewebe. Wir brauchen nicht nur genügend Wasser, um Zellen und Gewebe ausreichend zu hydrieren, sondern es ist ebenso wichtig, dass das Wasser nicht mit Substanzen verunreinigt ist, welche toxisch sein könnten, wie Metalle oder Tausende anderer organischer und anorganischer Chemikalien, die ihren Weg in die aquatische Umwelt finden. Wasserverschmutzung kann schon bei geringem Grad Auswirkungen auf aquatische Organismen haben, welche zu Änderungen der Arten- und Populationsdichte führen können. Letztendlich wird das natürliche Ökosystem so unausgeglichen und ungesund. Und ein ungesundes Ökosystem kann nicht die Leistungen erbringen, die wir benötigen.
    
Die grösste globale Herausforderung im Zusammenhang mit Wasser besteht also meiner Meinung nach darin, sicherzustellen, dass sich die beschränkte Menge Süsswasser, die uns auf der Erde zur Verfügung steht, durch gute Qualität auszeichnet, d.h. eine Qualität, die nicht nur ausreicht, um die Bedürfnisse einer wachsenden Bevölkerung abzudecken, sondern auch diejenigen der aquatischen Ökosysteme erfüllt. Die Sicherstellung einer ausreichenden Wassermenge trägt erst zu einer nachhaltigen Zukunft bei, wenn dieses Wasser auch von ausreichender Qualität ist. Die Überwachung der Wasserqualität ist unerlässlich, damit bestimmt werden kann, ob die Qualität die Anforderungen für spezifische Verwendungszwecke erfüllt, oder ob sie sich verschlechtert oder verbessert.    
Die Wasserressourcen können ohne die Informationen aus Programmen zur Überwachung der Wasserqualität nicht angemessen bewirtschaftet werden. Mit dem Ziel des Datenaustauschs für Bewertungen, Management- und Politikgestaltung fördert das «GEMS/Water»-Programm von UN-Umwelt seit über 40 Jahren die Überwachung der Wasserqualität. Diese Tätigkeit hat nun mit der Einführung des SDG-Indikators 6.3.2 für Gewässer mit guter Wasserqualität neue Impulse bekommen. Der Indikator basiert auf Ergebnissen aus der Kontrolle von Flüssen, Seen und Grundwasser in allen Ländern.
          
Welchen Beitrag können ISO-Normen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen leisten?
Die Überwachung der Wasserqualität erfordert die Anwendung technischer Verfahren sowie professionell geführte Labore. Damit Daten zur Wasserqualität zwischen den Regionen und auf globaler Ebene ausgetauscht werden können, müssen sie vergleichbar sein. Eine Möglichkeit, sicherzustellen, dass Daten zur Wasserqualität aus zahlreichen Laboren in verschiedenen Ländern vergleichbar sind, besteht darin, dafür zu sorgen, dass die am Datenaustausch beteiligten Labore standardisierte Verfahren anwenden, welche erprobt und geprüft sind.
Die in den ISO-Normen angegebenen Verfahren sind zuverlässig und weltweit anerkannt und liefern einen Mechanismus, dank dem die Vergleichbarkeit der Daten aus verschiedenen Ländern sichergestellt wird. Es gibt ein breites Spektrum an Normen zur Überwachung der Wasserqualität, welche von Feldtechniken bis hin zu Laboruntersuchen reichen. So kann jeder Aspekt des Überwachungsprogrammes standardisiert und verglichen werden, sogar für die Überwachung auf globaler Ebene.
      
Wie können die letzten Anstrengungen der ISO im Bereich der Sanitärversorgung einen Mehrwert schaffen?
Unangemessene sanitäre Versorgung trägt weltweit wesentlich zur Verschlechterung der Wasserqualität bei. Die Bereitstellung von Orientierungshilfen und Normen für die effiziente Bewirtschaftung von Sanitärsystemen sorgt dafür, dass die Verschmutzung von aquatischen Ökosystemen durch Abwasser reduziert und die Qualität der Gewässer, in die Abwasser einfliesst, verbessert wird.
  
Wenn sie in die Zukunft schauen könnten, wie geht es uns im Jahr 2030 im Hinblick auf die Erreichung des SDG 6 für nachhaltige Wasserbewirtschaftung? Was muss noch getan werden?
Leider geht es nicht mehr lange bis 2030! Wir stellen ganz klar weltweit Bemühungen im Hinblick auf das neue Nachhaltigkeitsziel für Wasser fest, doch viele Länder starten auf einem tiefen Niveau, was den Umgang mit Verschmutzungsquellen und die Überwachung von deren Auswirkungen auf die Wasserqualität betrifft.
    
Wir können ein wachsendes Bewusstsein für die Notwendigkeit, die Wasserqualität zu erhalten, feststellen, insbesondere im Hinblick auf den Schutz der Gesundheit; die grösste Schwierigkeit besteht darin, die politischen Entscheidungsträger und Ressourcenmanager davon zu überzeugen, wie wichtig es ist, die Qualität von Gewässern und aquatischen Ökosystemen zu überwachen. Für Länder, welche zurzeit sehr wenig Überwachungstätigkeit ausüben oder über kein Überwachungsprogramm auf nationaler Ebene verfügen, wird es schwierig werden, ein Programm einzurichten und genügend Daten zu sammeln, um Strategien für die Verbesserung der Wasserqualität bis 2030 zu verfolgen. Die Ausbildung, Schulung und Sensibilisierung auf allen Ebenen, vom einzelnen Bürger bis hin zum politischen Entscheidungsträger, wird für den Fortschritt im Hinblick auf die Erreichung von SDG 6 und Indikator 6.3.2 von entscheidender Bedeutung sein.   

Quelle: ISO News , 2018

Möchten Sie mehr zum Thema erfahren?
Laden Sie hier die ISO-Broschüre «ISO and water» (PDF, englisch) sowie das Magazin ISOfocus zum Thema «Water and sanitation» (PDF, englisch) herunter.

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